Die Chorfreunde Lägerdorf von einst bis jetzt
Als nach dem 2. Weltkrieg das Verbot der britischen Militärregierung, keine Parteien oder Vereine zu gründen, gelockert wurde, fanden sich auch in Lägerdorf einige sangesfreudige Bürger, die in unserem Ort wieder einen Gesangverein gründen wollten. Sangesfreudig war Lägerdorf aber schon früher! Bis 1938 hatte der Gemischte Chor “Volks-Chor Eintracht” (1923 gegründet) bestanden. Er löste sich auf Anraten der nationalsozialistischen Ortsführung auf. Doch auch schon vordem – vor fast 110 Jahren – wurden in Lägerdorf fast zur gleichen Zeit 3 Gesangvereine gegründet. Von den Betriebsleitungen der beiden Zementwerke Alsen und Breitenburger PCF unterstützt, bildeten sich der Alsensche- und der Breitenburger Gesangverein. Ein dritter, die Liedertafel “Arbeiterbund”, wurde ebenfalls um 1890 ins Leben gerufen. Während sich durch die Wirren des 1.Weltkrieges 1914 die Vereine der beiden Zementwerke auflösten, wurde der dritte Chor in Liedertafel “Vorwärts” umbenannt und bestand noch bis ca. 1930. Aus dessen Reihen gründeten einige Mitglieder am 04. Juli 1923 den Volks-Chor “Eintracht”. Unser Chor ist im Besitz der Vereinsfahne und des Protokollbuches der “Eintracht”. Beide wurden in der Zeit des NS-Regimes versteckt aufbewahrt und nicht der Vernichtung preisgegeben.
1946 versuchten Ernst Bahr und Wilhelm Giesenhagen, beide Sänger des “Eintracht”-Chores, in Lägerdorf einen Männerchor zu gründen. Erster Übungsabend war in der Mädchenschule, Dorfstraße. Der Gründungsversuch misslang wegen zu geringer Beteiligung. Ein erneuter Versuch, statt des Männerchores einen Gemischten Chor zu gründen, wurde ein voller Erfolg. Wunsch vieler Lägerdorfer, nach den Kriegsjahren wieder die Geselligkeit zu pflegen, ließ dem am 4. Januar 1947 gegründeten Chor schon im Juni des gleichen Jahres auf 125 aktive Mitglieder Ansteigen. In Ernst Bahr hatte der Chor einen rührigen Vorsitzenden. Mit Chorleiter Artur Meyer aus Itzehoe, der die Lieder mit der Klarinette einzuüben pflegte, wurde in kurzer Zeit ein Programm erarbeitet und im April 1947 fand das erste Chorkonzert in Reuters Gasthof statt. Unter der Leitung von Georg Schellhammer entstand eine Theatergruppe, “Deklamatorische Abteilung” genannt. Große Erfolge der Gruppe waren Stücke wie “Schön ist die Jugend”, Frühling am Rhein”, “Willis Frau”, “Heimlichkeiten” und “Lotte und die letzte Mark”. Auch in einigen Nachbarorten konnte die Gruppe mit größtem Erfolg auftreten. Zusätzliche Gage sogar: ein zünftiges Erbsensuppe-Essen. – Unterstützung fand die Gruppe im Tenor Julius Lichtenberg, Itzehoe, der auch in einigen Konzerten des Chores mitwirkte. Nach dem Fortzug von Schellhammer war Johannes Fehrs Leiter der Theatergruppe. Leider fiel die Gruppe später auseinander. Versuche, sie wieder ins Leben zu rufen, misslangen.
1948 fand ein Chorleiterwechsel statt. Musiklehrerin Lucie Söthje aus Lägerdorf übernahm den Chor und erzieht ihn zu einem leistungsstarken Klangkörper, Vorbild-Chor des Deutschen Allgemeinen Sängerbundes. – Aus beruflichen Gründen gibt Ernst Bahr 1949 den Vorsitz an Wilhelm Gaetje ab. Man ernennt Bahr zum Ehrenmitglied. Im gleichen Jahr verlässt Lucie Söthje Lägerdorf und Richard Schwalm, Lehrer am Lägerdorfer Aufbauzug, wird ihr Nachfolger. Man erinnert sich gern an die schönen Konzerte unter Richard Schwalm. Das Kammerorchester der VHS war zu seiner Zeit oft Mitgestalter vieler Konzerte. Der Chor singt unter Schwalm`s Leitung bis 1967. Wegen seiner Verdienste um den Chor, wird er zum Ehren-Chorleiter ernannt.
Joshard Daus, ein Musikstudent aus Hamburg (heute Professor), wird Dirigent vom Volks-Chor. Unter Daus` Leitung finden auch Konzerte im Hamburger Raum statt (z.B. in “Planten und Blomen”). Ein von Ernst Bahr ins Leben gerufener Kinderchor sang ebenfalls unter Daus. Grundgedanke war es, aus den Reihen des Kinderchores junge Stimmen für den Volks-Chor zu gewinnen, an denen es seit der Gründung des Chores mangelt. Daus verlässt beide Chöre 1972. Nachfolger wird Eckhard Heppner aus Halstenbek. Er leitet auch in Itzehoe an der VHS die Musikschule, geht später auch als Studienrat in den Itzehoer Schuldienst, baut in Münsterdorf und zieht schließlich dorthin. Schöne Erfolge hat der Chor unter seiner Leitung. Gedacht sei an die Schallplatte, die der Chor besang. Nach über 30 Jahren Vorstandsarbeit gibt Wilhelm Gaetje 1980 sein Amt an Horst Klüver ab und ist noch heute aktiver Sänger und als ernannter Ehrenvorsitzender beratend im Vorstand des Chores tätig. Mit seinem Rücktritt ging ein Stück Vereinsgeschichte zu Ende. Klüver konnte aus gesundheitlichen Gründen nur ein Jahr Vorsitzender bleiben. Man wählte Heinke Schotte als nachfolgende Vorsitzende. Von 1981 bis 1985 leitete sie als erste Frau in der Vereinsgeschichte mit Bravour die Geschicke des Vereins. Ihre Nachfolge tritt Berno Schäning an. Er muss seinen Vorsitz gleich mit einem Chorleiterwechsel beginnen. Eckhard Heppner verlässt wegen größerer Aufgaben den Volks-Chor. Man denkt gern an Konzerte zurück, die gemeinsam mit anderen Chören stattfanden, die aber vordem an Wochenenden in Chorfreizeiten, deren Kosten jedes Chormitglied selber trug, erarbeitet wurden. Die “Hirtenmesse” und das Opernkonzert in Itzehoe waren z.B. Lohn emsigen Chorschaffens. Mark Hahnemannn, ebenfalls Musikstudent aus Hamburg, kann als sein Nachfolger gewonnen werden. Auch er kann die erfolgreiche Chorarbeit der Vorgänger fortsetzen, musste aber aus beruflichen Gründen den Chor Ende 1990 verlassen. Glücklich war der Chor, dass schon Anfang 1991 ein neuer Dirigent gewonnen werden konnte. Carsten Rößler, Studienrat aus Itzehoe, übernahm die Chorleitung und hat bis heute mit Liedgut verschiedenster Stilrichtungen den Chor zum Singen begeistern können. Ein Jahr später, auf der Jahreshauptversammlung 1992, trat Berno Schäning von seinem Amt als erster Vorsitzender zurück. Als Nachfolger wurde einstimmig Kai Mohr gewählt, der den Vorsitz bis zum Jahre 2002 führte. In Zusammenarbeit mit Carsten Rößler wurde die traditions- reiche Konzertreihe “Der Volks-Chor Lägerdorf präsentiert…” ins Leben gerufen. Auf Bezirksebene ist der Chor mit verschiedenen Chören musikalisch verbunden und hat bei vielen Konzerten sein Können bewiesen. 2002 trat Hanna Rosenkranz die Nachfolge von Kai Mohr an. Sie wurde einstimmig zur Vorsitzenden gewählt. – Die Singabende, die Donnerstag Abends von 20.00 bis 22.00 Uhr stattfinden, werden locker gestaltet, sodass der Eindruck von Drill oder Paukerei nie entstehen kann. Die Zahl der aktiven Mitglieder ist auf ein Viertel der 1947 genannten Zahl zurückgegangen, hält sich aber seit fast 30 Jahren konstant. In den letzten Jahren ist ein kleiner Anstieg der Aktiven zu verzeichnen, da aus Itzehoe einige Sängerinnen und Sänger zu uns kommen. Die Zahl der passiven Mitglieder ist leicht rückläufig. Ihnen sei an dieser Stelle einmal für ihre Treue zum Chor gedankt. Dank gebührt auch der Gemeinde Lägerdorf und dem Kreis Steinburg, die mit ihren Hilfen zur Gesunderhaltung der Finanzen beitragen. – Den Lägerdorfer Geldinstituten und den hier ungenannten Sponsoren des Chores sei ebenfalls für ihre Spenden Dank gesagt. Einige Chormitglieder können sich noch an alle Phasen des Chorgeschehens erinnern. So sind Wilhelm Gaetje, Gerd Korell, Ilse Korell, Hilde Preuß, Erna Casper, Anni Rickert und Christa Siemensen seit 1947 dabei. Über vierzig Jahre gehören Maria Brüdt, Alice Hesse und Anne Rother dem Chor an.
Die langjährige Vereinszugehörigkeit ist zwar Zeichen von Harmonie im Chor, aber auch Zeichen dafür, daß der Chor ebenfalls jüngere Stimmen braucht (die sich vielleicht beim Jubiläum melden werden) damit der Chor im Ort seinen Namen behält und weiter der “Frau Musika” treu bleibt.
Seit dem 20. Februar 2003 heißen wir “Chorfreunde Lägerdorf e.V.”
Wir wollen damit unser vielfältiges Repertoir auch in unserem Vereinsnamen zur Geltung bringen.
Kommende Konzerte finden Sie unter Veranstaltungen.