Die Chorfreunde Lägerdorf von einst bis jetzt
Als nach dem Zweiten Weltkrieg das Verbot der britischen Militärregierung zur Gründung von Parteien und Vereinen gelockert worden war, fanden sich 1946 in Lägerdorf einige sangesfreudige Bürger zusammen, die einen Gesangverein ins Leben rufen wollten. Ernst Bahr und Wilhelm Giesenhagen, beide ehemalige Mitglieder des Eintracht-Chores, versuchten zunächst, einen Männerchor zu gründen. Der erste Übungsabend fand in der ehemaligen Mädchenschule in der Dorfstraße statt, doch das Vorhaben scheiterte an zu geringer Beteiligung.
Ein zweiter Anlauf, diesmal zur Gründung eines gemischten Chores, war von Erfolg gekrönt. Am 4. Januar 1947 wurde der Chor offiziell gegründet und verzeichnete bereits im Juni desselben Jahres 125 aktive Mitglieder. Der Wunsch vieler Lägerdorfer, nach den schweren Kriegsjahren wieder ein gemeinschaftliches, geselliges Leben zu führen, begünstigte diese Entwicklung. Unter dem engagierten Vorsitz von Ernst Bahr und mit dem Itzehoer Chorleiter Artur Meyer, der die Lieder mit der Klarinette einstudierte, wurde rasch ein erstes Konzertprogramm erarbeitet. Im April 1947 fand das erste öffentliche Konzert in Reuters Gasthof statt.
Unter der Leitung von Georg Schellhammer wurde eine Theatergruppe, die »Deklamatorische Abteilung«, gegründet. Das Vereinslokal war zunächst die Gaststätte »Zur Doppeleiche« bei Ernst Hesse, ab 1970 das »Deutsche Haus«. Bereits im Gründungsjahr konnte die Mitgliederzahl auf 205 erhöht werden. Der Chor schloss sich dem Deutschen Allgemeinen Sängerbund an.
Noch im ersten Jahr veranstaltete der Volkschor das erste große Sängerfest mit einem bunten Abend im Gasthof Reuters. Das aufgeführte Lustspiel »Hektor« musste aufgrund des großen Andrangs wiederholt werden. Auch das volkstümliche Konzert mit Opernsänger Julius Lichtenberg und der Operette »Frühling am Rhein« fand großen Anklang und wurde mehrfach wiederholt, auch in Nachbarorten wie Hohenfelde, Westermoor und Neuenkirchen. Die Theatergruppe führte später unter anderem die Stücke »Willis Frau« und das plattdeutsche Lustspiel »Schön ist die Jugend« auf. Nach dem Weggang von Schellhammer übernahm Johannes Fehrs die Leitung der Theatergruppe, die später jedoch aufgelöst wurde. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos.
1948 übernahm Musiklehrerin Lucie Söthje die musikalische Leitung des Chores. Sie formte ihn zu einem leistungsstarken Klangkörper, der als Vorbild-Chor des Sängerbundes galt. 1949 trat Ernst Bahr aus beruflichen Gründen vom Vorsitz zurück; Wilhelm Gaetje wurde zu seinem Nachfolger gewählt, Ernst Bahr zum Ehrenmitglied ernannt. Nach dem Weggang von Lucie Söthje übernahm Lehrer Richard Schwalm den Dirigentenstab. Das Kammerorchester der VHS begleitete viele Konzerte. Schwalm blieb bis 1967 Chorleiter und wurde später zum Ehren-Chorleiter ernannt.
Im Anschluss dirigierte Joshard Daus, Musikstudent aus Hamburg (später Professor), den Chor. Unter seiner Leitung fanden erstmals Konzerte außerhalb Lägerdorfs, etwa im Hamburger Park »Planten un Blomen«, statt. Auch ein Kinderchor wurde gegründet, um junge Stimmen für den Volkschor zu gewinnen. Daus blieb bis 1972. Ihm folgte Eckhard Heppner aus Halstenbek, Musikschulleiter der VHS Itzehoe. Während seiner Amtszeit nahm der Chor eine Schallplatte auf.
1980 übergab Wilhelm Gaetje nach über 30 Jahren sein Amt an Horst Klüver, der es aus gesundheitlichen Gründen bereits 1981 an Heinke Schotte übergab – die erste Frau an der Spitze des Chores. Von 1981 bis 1985 führte sie den Verein engagiert. Nach ihr übernahm Berno Schäning den Vorsitz und musste gleich einen erneuten Chorleiterwechsel bewältigen: Heppner schied aus, Mark Hahnemann übernahm und setzte die erfolgreiche Arbeit fort. 1990 folgte Carsten Rößler, Studienrat aus Itzehoe, der den Chor durch vielseitige Liedauswahl und hohe Musikalität prägte.
1992 trat Berno Schäning zurück, Kai Mohr wurde sein Nachfolger und leitete den Chor bis 2002. In dieser Zeit wurde die traditionsreiche Konzertreihe »Der Volkschor Lägerdorf präsentiert…« etabliert. 2002 übernahm Hanna Rosenkranz den Vorsitz.
Im Januar 2003 verstarb Wilhelm Gaetje, Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender. Auch Ernst Bahr und Heinrich Brüdt waren zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben. Alle drei wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Am 20. Februar 2003 beschloss der Chor in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine zeitgemäße Umbenennung in »Chorfreunde Lägerdorf e.V.«, die auch ins Vereinsregister eingetragen wurde. Seit 2008 nutzt der Chor den Gemeinderaum der Lutherkirche für seine Übungsabende, nachdem kein Vereinslokal mehr zur Verfügung stand.
2010 trat Hanna Rosenkranz aus Altersgründen vom Vorsitz zurück; Margrit Gülck übernahm das Amt. 2020 folgte Susanne Heimrath, 2022 schließlich Reinold Malzkorn aus Breitenberg.
Carsten Rößler kündigte Ende 2010 nach 20 Jahren seinen Rücktritt an. Im April 2011 übergab er beim Konzert im Theater Itzehoe den Taktstock an Klaus Schneider, der die musikalische Leitung bis Anfang 2024 innehatte. Ihm folgte Axel Quast ausgebildeter Musikdirektor und studierter Chorleiter. Seit seiner Übernahme der Chorfreunde Lägerdorf gewann der Chor an musikalischem Können durch intensive Probentechnik, Musikalität und pädagogische Führung.
Konzerte mit dem Trio Sorrentino (Oktober 2024) und The Chambers. 9 Virtuosen aus Köln (Mai 2025) füllten jeweils die Lutherkirche bis auf den letzten Platz. Das hervorragende Niveau der Chorfreunde Lägerdorf bescherte einen Zuwachs an aktiven Mitgliedern Sängerinnen und Sängern.